Donnerstag, 24. Oktober 2024

Demagogie

 Demagogie





Begriffsklärung heute:

„Demagogie betreibt, wer bei günstiger Gelegenheit öffentlich für ein politisches Ziel wirbt, indem er der Masse schmeichelt, an ihre Gefühle, Instinkte und Vorurteile appelliert, ferner sich der Hetze und Lüge schuldig macht, Wahres übertrieben oder grob vereinfacht darstellt, die Sache, die er durchsetzen will, für die Sache aller Gutgesinnten ausgibt, und die Art und Weise, wie er sie durchsetzt oder durchzusetzen vorschlägt, als die einzig mögliche hinstellt.“



Krieg herrscht in der Ukraine und im Nahen Osten, die Bedrohung für Deutschland und Europa steigt. Denn militärische Gewalt setzt sich als Mittel der Politik durch, warnt Franz-Stefan Gady. Was nun zu tun wäre, erklärt der Militäranalyst im Interview.

Die friedlichen Zeiten sind vorbei – auch in Europa. Gewaltsam will Russland  Grenzen verändern, weltweit sehen andere Staaten Krieg ebenfalls als geeignetes Instrument an, um ihren Willen durchzusetzen. Höchste Zeit für Deutschland und Europa, sich dieser Tatsache zu stellen und potenzielle Aggressoren durch militärische Abschreckung von Attacken abzuhalten, fordert Militäranalyst Franz-Stefan Gady.

Welche Illusionen herrschen über den Krieg? Weshalb ist Pazifismus alles andere als ein probates Mittel, Krieg zu verhindern? Warum sollte insbesondere Deutschland die Bedrohung ernst nehmen?

Diese Fragen beantwortet Franz-Stefan Gady, dessen Buch 


                     "Die Rückkehr des Krieges. 

      Warum wir wieder lernen müssen, mit Krieg  

      umzugehen" 


gerade erschienen ist, im Gespräch.

t-online: Herr Gady, wie lassen sich Kriege verhindern?


Zur Person

Franz-Stefan Gady, Jahrgang 1982, ist unabhängiger Militäranalyst. Gady berät Regierungen und Streitkräfte in Europa und den USA unter anderem in Fragen der Zukunft der Kriegsführung. Gady war mehrfach in der Ukraine, in Afghanistan und im Irak, wo er jeweils ukrainische, afghanische Einheiten und Nato-Truppen sowie kurdische Milizen bei Einsätzen begleitet hat. Mit "Die Rückkehr des Krieges. Warum wir wieder lernen müssen, mit Krieg umzugehen" ist gerade Gadys erstes Buch erschienen.

Franz-Stefan Gady: Abschreckung, Abschreckung, Abschreckung. Zumindest was die militärischen Instrumente zur Kriegsverhinderung betrifft. Eine glaubhafte militärische Abschreckung ist die Grundvoraussetzung für eine effektive Verteidigung Europas. Diese erfordert wiederum gut ausgebildete, hochgerüstete Streitkräfte, die einem potenziellen Angreifer signalisieren, dass eine Aggression für ihn selbst immense Kosten verursachen würde.

Das könnte Ihnen den Vorwurf der Kriegstreiberei einhandeln.

Nichts liegt mir ferner. Militärische Abschreckung ist keine Kriegstreiberei, sondern kann als Teil einer effektiven Sicherheitspolitik, zu der auch die Diplomatie und der Dialog mit dem potenziellen Gegner gehören, Kriege verhindern helfen. Warum? Krieg ist keine Naturkatastrophe, die plötzlich über uns hereinbricht, auch wenn das gerade im deutschsprachigen Raum oft so missverstanden wird. Nein, Kriege werden immer bewusst begonnen, ebenso können Kriege bewusst beendet werden. Kriege können darüber hinaus – auch wenn das nicht offen ausgesprochen wird – selbstverständlich gewonnen werden.

Boris Pistorius will Deutschland "kriegstüchtig" machen – für diese Aussage erntete der Verteidigungsminister reichlich Kritik.

Pistorius hat aber sehr recht, Deutschland muss dringend handeln. Auch aus der Verantwortung für seine Bündnispartner heraus. Die militärische Einsatzfähigkeit der Bundeswehr ist übrigens so niedrig, dass für die nächsten Jahre eher von Nachrüstung denn Aufrüstung gesprochen werden sollte. Die deutsche Antwort auf die zwei Weltkriege war die Ächtung des Krieges, die Folge war ein postheroisches beziehungsweise postkriegerisches Selbstverständnis der Bundesrepublik …

… das aber nur durch den militärischen Schutzschirm der USA möglich war.

Genau. Der konventionelle und nukleare Abwehrschirm der USA ermöglichte diese friedliche Entwicklung: Es war ein prekäres Gleichgewicht des Schreckens mit der Sowjetunion während des Kalten Krieges, nach seinem Ende 1989 genossen Deutschland und Europa weiterhin den Schutz durch die Vereinigten Staaten. Sie fuhren die Friedensdividende ein, aber diese Zeiten si

In Ihrem Buch "Die Rückkehr des Krieges" sprechen Sie von einem in Deutschland und anderen europäischen Ländern verbreiteten "parasitären Pazifismus".

Ich finde die Idee des Pazifismus persönlich sehr sympathisch. Das sage ich als Militäranalyst, der Kriege gesehen hat und sie fürchtet. Aber Pazifismus verhindert eben keine Kriege, erst recht nicht der parasitäre Pazifismus. Dieser baut insgeheim darauf, dass andere die schmutzige Arbeit des Krieges erledigen. Man selbst kann dann mit moralischer Überheblichkeit behaupten, dass man dem Krieg entsagt hätte und Konflikte nur noch friedlich lösen würde. Aber das ist eine Lüge. Diese Haltung ermöglichte den Europäern aber wiederum nur der Schutz durch die Amerikaner, die den Krieg entweder von Europa fernhielten oder wie im früheren Jugoslawien beendeten.

Sie fordern in "Die Rückkehr des Krieges", dass wir wieder lernen müssten, mit Krieg umzugehen. Was wäre die wichtigste Lehre?

Krieg und militärische Stärke wird in großen Teilen der Welt als legitimes Mittel zur Durchsetzung nationaler Interessen angesehen. Krieg ist Politik, wie der preußische Militärtheoretiker Carl von Clausewitz einst geschrieben hat, Krieg ist aber auch Gewalt. Deswegen brauchen wir die Fähigkeit zur Abschreckung. Der Gedanke von Pazifisten und Friedensaktivisten, dass militärische Stärke per se schlecht sei, ist doch ziemlich naiv. Es ist vielmehr Aufgabe der politischen Klasse, den Bürgerinnen und Bürgern Europas reinen Wein einzuschenken angesichts dieser anarchischen Welt: Ja, wir brauchen Streitkräfte, ja, wir brauchen eine effektive Nachrüstung und eine effektive Sicherheitspolitik, um den Krieg von uns fernzuhalten und unsere Lebensweise und unseren Wohlstand zu erhalten.


Meine Antwort:


                    





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